Wie man Nein sagt
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Matthew McConaughey ist erfolgreicher Schauspieler. Vor ein paar Jahren war er bekannt für seine Rollen in Romantic Comedy Filmen, sogenannten Rom-Coms. Er wurde sehr gut bezahlt, hatte ein Haus am Strand und ging jeden Tag surfen. Das Leben war gut.
Das Problem war: McConaughey wollte anspruchsvolle Filme drehen. Nur, dafür bekam er keine Angebote. Also entschied er sich, alle Rom-Coms abzusagen. Er rechnete, wie lange sein Geld reichen würde und gab seinem Agenten die Order, alle Rom-Com-Drehbücher ungelesen abzulehnen.
Die erste Zeit war einfach, Absagen fühlte sich gut an. Aber es kamen keine anspruchsvollen Skripts, nur Rom-Coms. Nach ein paar Monaten wurde er nervös. Da kam sein Agent mit einem Rom-Com Drehbuch um die Ecke — garniert mit einer Gage von 8 Millionen Dollar. Nicht schlecht. Aber McConaughey sagte ab. Nächstes Angebot: 10 Millionen. Absage. 12,5 Million. Nein. Letztes Angebot: 15 Millionen Dollar für ein paar Wochen einfache Arbeit. Na gut, so schlecht ist das Skript ja gar nicht. Und für 15 Millionen? Kann man doch mal machen, dann ist wieder Ruhe auf dem Bankkonto. Er überlegte lange und sagte dann ein letztes Mal Nein.
Das sprach sich in der Branche rum: Matthew McConaughey macht keine Rom-Coms mehr, egal zu welchem Preis.
21 Monate vergingen ohne ein einziges Angebot. Kein einziges, für einen der vormals beliebtesten Schauspieler Hollywoods.
Dann, endlich, ein gutes Drehbuch. Dann noch eins und noch eins. Und schließlich passierte etwas, das Jahre zuvor undenkbar war: aus dem Schauspieler für seichte Komödien wurde ein Oscar-Preisträger.
Im Nachhinein hat er alles richtig gemacht. Aber in der Situation, wenn die Reserven schwinden, das Selbstvertrauen in den Keller geht und man Existenzängste hat — wie richtig fühlt sich das Nein in diesen Momenten an?
Nein sagen ist einfach, wenn man es sich leisten kann. Nein sagen ist so schwer, wenn man das Geld braucht.
Vor zwei Wochen fragte mich eine Bewerberin am Ende unseres Gesprächs, was meine größte Herausforderung mit Silicon Pauli sei. Ich überlegte etwas länger als sonst und sagte dann: “Nein sagen.” Ich habe mehr Möglichkeiten als Zeit. Wir haben Projektangebote, die finanziell reizvoll sind, aber inhaltlich nicht.
Aber Nein sagen fühlt sich wahnsinnig schwer an. Die Sorge, dass dieses Angebot für lange Zeit das letzte sein könnte, ist immer da — auch nach Jahren in dem Job.
Aber unsere Projekte prägen uns genauso wie einen Schauspieler seine Rollen. Kunden und Mitarbeiter beurteilen uns nach dem, was wir bisher gemacht haben, nicht nach dem, was wir hypothetisch gerne machen würden.
Wenn wir also gute Projekte machen wollen, müssen wir zu den mittelmäßigen Nein sagen, auch wenn es jedes Mal schwer fällt.